Aufstellungsarbeit
Was ist gemeint mit Familien-Bindungen und Verstrickungen?
In einer Familie sind alle miteinander verbunden. Es ist eine tiefe Bindung, die einfach da ist, von der unser Verstand nicht unbedingt etwas merkt. Aber sie wirkt, sie wirkt auf unbewusste, ich kann auch sagen, auf geheime Weise.
Verbunden sind wir auch mit den Vergessenen, den Verschwiegenen, auch denen, die längst tot sind.
Wenn also jemand aus der Familie verschwiegen wird und damit nicht geachtet wird, dann kann es zu Verstrickungen kommen, sowohl mit den Lebenden als auch mit schon toten Familienmitgliedern.
Es ist, als würde die Familienseele dafür sorgen, dass der oder die Vergessene doch noch eine Platz in der Familie erhält und zwar durch eine/n Jüngere/n.
Wer macht warum eine Aufstellung?
Verstrickungen in unserem Familiensystem lassen uns nicht mit voller Lebenskraft leben. Das muss nicht immer gleich heißen, ich werde krank dran oder ich bin selbstmordgefährdet. Das kann auch bedeuten, dass ich keinen Erfolg im Beruf habe, dass meine Partnerschaften immer wieder scheitern.
Gibt es Beispiele aus der Praxis?
Partnerschaft bzw. Bindungsfähigkeit:
Soll eine Beziehung eingegangen werden?
Besteht noch die Möglichkeit die momentane Beziehung aufrecht zu erhalten oder wieder zu beleben oder soll diese Beziehung lieber zu Ende gehen?
Wieso suche ich mir immer Partner bzw. Partnerinnen, die sich ähneln und mit denen es nicht gut gehen kann?
Was kann ich tun, um eine frühere Partnerin bzw. einen früheren Partner endlich zu vergessen und die Sache abzuschließen?
Ich lebe meine Partnerschaft wie meine Eltern es taten. Und das tut uns nicht gut. Was tun?
Meine Beziehungen dauern nie länger als ein Jahr. Was mache ich falsch?
Ich hatte noch nie eine Beziehung. Wie kann ich das ändern?
Familie:
Wie kann ich mich mit meinen Geschwistern besser verstehen?
Ich will mich mit meinen Eltern wieder versöhnen. Aber wie?
Mein Sohn ist auf der schiefen Bahn. Kann ich etwas tun?
Meine Tochter soll es einfacher haben als ich. Kann ich ihr noch etwas für ihr Leben mitgeben?
Was kann ich dafür tun, dass es meiner Enkelin besser geht?
Beruf:
Soll ich lieber in meinem Beruf bleiben oder mich doch umorientieren?
Ich fühle mich beruflich total überfordert und fühle mich völlig ausgebrannt. Was kann ich ändern?
Wie komme ich mit meinem Kollegen besser zurecht?
Was kann ich tun, damit meine Mitarbeiter besser zusammenarbeiten?
Wie werde ich erfolgreich im Beruf?
Wer kann an einer Aufstellung teilnehmen?
Grundsätzlich kann jede Person teilnehmen, die etwas in ihrem Leben verändern möchte; dies betrifft auch Paare.
Wer die Möglichkeit hat, das eigene Familiensystem aufzustellen, wird darin von der gesamten Gruppe unterstützt. Gleichzeitig wirkt das Hineingestelltwerden in fremde Schicksale, also das Arbeiten als Stellvertreter oder Stellvertreterin auch auf die eigene Geschichte; es setzt etwas in Gang.
Aufstellung, wie geht das?
Während eines Wochenendseminars werden Aufstellungen in einer Gruppe abgehalten. In der Aufstellungsgruppe sitzen die Teilnehmer/innen im Kreis und nachdem sich alle vorgestellt und etwas kennen gelernt haben, besteht für Sie die Möglichkeit Ihr Problem bzw. Ihre persönliche Fragestellung in einem kurzen Vorgespräch mit mir zu erarbeiten und zu äußern. Hierbei werden auch wichtige Familiendaten erkundet. Siehe hierzu das nächste Kapitel.
Wie können Sie sich auf Ihre Aufstellung vorbereiten?
Dann entscheiden wir, ob Ihre Herkunfts- oder Ihre Gegenwartsfamilie aufgestellt wird. Die Herkunftsfamilie wird meist dann aufgestellt, wenn es um Schwierigkeiten geht, die Ihnen schon seit langer Zeit bekannt, oft lebenslang vertraut sind. Handelt es sich um neue oder situationsspezifische Fragen – Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder mit Kindern, kommt auch die gegenwärtige Situation oder Gegenwartsfamilie zur Aufstellung in Betracht.
Im nächsten Schritt suchen Sie aus der Gruppe Repräsentant/innen für Ihre Familienmitglieder aus, auch für Sie selbst. Nun stellen Sie sie in Relation zu einander in den Raum wie es Ihrem momentanen inneren Bild entspricht. Sie schauen erst einmal dem Geschehen zu und die Stellvertreter/innen spüren sich ein und erleben dann, dass sie Gefühle, Gedanken und manchmal sogar die physischen Symptome der Personen, die sie vertreten empfinden.
Die Repräsentant/innen äußern sich unter unser Anleitung und treten so in Austausch miteinander, mit dem Familiesystem und können für sich und in Folge für Sie als aufstellende Person vorteilhaftere Positionen im familiären System finden. Hierbei werden die Einzelnen durch unsere Nachfragen hinsichtlich ihrer Befindlichkeit reflektiert und sanft geführt.
Nachdem die Familie zu einer stärkenden neuen Ordnung in der Aufstellung gekommen ist, können Sie als aufstellende Person Ihre eigene Position einnehmen und sich auf diese Erfahrung, dieses neue Bild, diese harmonischere Ordnung einlassen und damit sich und die eigene Position im Familiensystem festigen. Häufig sind hier lösende Sätze notwendig, die der Neuorientierung und Akzeptanz in der Familie dienen.
Aufstellungen sind tiefe Erfahrungen. Dafür braucht die Seele Zeit. Es kann eine Weile dauern, bis es dem Menschen gelingt, seinen Familienmitgliedern aus dem Lösungsbild heraus zu begegnen. Bei anderen wieder kann sich das Heilende schnell und zügig vollziehen.
Der Zwilling und der Drilling
Vor Jahren haben wir in Aufstellungen einen verlorenen Zwilling und bei einer anderen Klientin gleich zwei in der frühen Schwangerschaft der Mutter verloren gegangene Geschwister entdeckt. Das war für die Klienten wie ein Wiederfinden und hat ganz viel Frieden und Gelassenheit mit sich gebracht. Es war sehr, sehr bewegend für uns. Und dann kam die Frage, was bewegt mich so sehr an dem anderen Schicksal? Die Antwort war das eigene Schicksal – Angela der Zwilling und Christiane der Drilling mit den jeweils verlorenen Geschwistern. Und so haben wir uns mehr und mehr in dieses Thema hineinbegeben und haben Seiten an uns entdeckt, die den verlorenen Geschwistern gelten, wir aber unbewusst auf die Partnerin projeziert haben. Die ganz frühe Erfahrung von Geborgenheit und Liebe mit einem oder mehreren Geschwistern im Mutterleib ist in all unsern Zellen gespeichert. Sie wird aber leider überdeckt durch den Schock, plötzlich allein zu sein. So bleibt unsere Identität immer ein Mehrling zu sein, der allein geboren ist. Hier gilt es, an das wunderschöne Gefühl von damals wieder anzuknüpfen und endlich mit der Suche aufzuhören, dieses völlige identische Lebensgefühl mit einem Partner oder einer Partnerin zu leben. Und gleichzeitig kann ich die Gabe, die die Mehrlingsidentität mit sich bringt nutzen. Ein Zwilling kann sich wunderbar in einen anderen Menschen hineinversetzen und fühlen, wie dieser fühlt. Aber er muss sich nicht aufopfern, er kann Ich sein. Und so gibt es noch viele Phänomene zwischen Eltern und Kindern, zwischen Geschwistern, aber besonders in Partnerschaften, wo bestimmte Verhaltensmuster zeigen, dass unbewusst der bzw. die Partnerin mit den verlorenen Geschwistern verwechselt werden. Hier ist es unser Anliegen, Menschen zu begleiten, indem wir sie vom Trauma zum Segen führen.